Praxis für Angsttherapie & Achtsamkeit
Michael Bolte - Heilpraktiker für Psychotherapie
SOZIALE PHOBIE
WAS IST EINE SOZIALE PHOBIE ?
Die Angst, im Fokus der Aufmerksamkeit zu stehen, von anderen Menschen beurteilt oder möglicherweise kritisiert zu werden, das kennzeichnet die soziale Phobie. Wer darunter leidet, übersteht derartige Situationen nur unter großen Anstrengungen und meidet sie im Alltag geradezu. Das bleibt natürlich nicht ohne Folgen für die sozialen Kontakte, die nach und nach sich einschränken. Diese Ängste sind übertrieben und unbegründet und die betroffenen Menschen wissen das auch, doch zeitgleich fällt es in den entsprechenden Momenten unglaublich schwer, das eigene Verhalten und die aufkommende Angst zu meistern. Und es kommen auch noch verschiedene physische Symptome in sozialer Umgebung dazu. Erröten, Übelkeit, Brechreiz, Schwitzen, Zittern, Harn- oder Stuhldrang wirken dann wie ein Verstärker für die Angst, unangenehm aufzufallen.
Wenn die eigene Persönlichkeit einer sozialen Beurteilung unterzogen ist, erscheint dies sozial ängstlichen Menschen geradezu unerträglich. Die Gedanken kreisen dann um Fragen wie "Die Anderen halten mich sicherlich für unfähig" oder "Was werden sie von mir denken?" oder "Ich blamiere mich bestimmt." Nicht selten werden Ausreden vorgeschoben wie "Ich kann heute nicht mit raus, ich hab noch superviel Arbeit", um unangenehme soziale Kontakte zu umgehen.
Soziale Ängste treten verbreitet in den folgenden Kontexten auf:
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In der Gegenwart von anderen Menschen sprechen
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Zu einem bestimmten Anlass öffentlich auftreten
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Öffentlich eine Rede halten
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Erstkontakt mit unbekannten Menschen
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Mit anderen Menschen Essen und Trinken
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Bei Gruppenveranstaltungen wie Partys, Verabredungen, Feiern u.a.
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Bei Telefonaten
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In Leistungssituationen auf der Arbeit, wenn andere zuschauen
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Gegenüber Vorgesetzten und Autoritätspersonen.
Um die soziale Phobie besser einordnen und verstehen zu können, ist es sinnvoll, sich die vier verschiedenen Formen sozialer Ängste einmal genauer anzuschauen:
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Schüchternheit: Eine gewöhnliche Angst, die auftritt, wenn man in neue soziale Situationen kommt, wie zum Beispiel bei neuen Bekanntschaften oder Veranstaltungen.
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Lampenfieber: Eine vorübergehende Nervosität, die in bestimmten sozialen Situationen auftritt, etwa bei öffentlichen Reden oder Auftritten.
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Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstruktur: Eine tief verwurzelte Angst, die dazu führt, dass man in vielen ungewissen Situationen zögert oder sich unwohl fühlt, was das alltägliche Leben beeinträchtigen kann.
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Soziale Phobie: Eine ausgeprägte Angst, die speziell in neuen oder wiederkehrenden sozialen Begegnungen auftritt, oft begleitet von dem Drang, solche Situationen zu meiden.
Soziale Phobie ist gekennzeichnet durch die Fähigkeit, ein Vorhaben problemlos alleine und ohne größere Angst durchzuführen, während dasselbe Vorhaben im Beisein anderer Menschen enorme Angst hervorruft und nahezu unmöglich erscheint.
Nahezu alle Menschen kennen wohl bis zu einem gewissen Maß die Erfahrung, in zwischenmenschlichen Situationen mitunter nervös zu sein. Ausgeprägt sozialphobische Personen hingegen meiden tunlichst solche Gelegenheiten und schränken sich dadurch erheblich ein. Um den als schwierig empfundenen Alltag mit all seinen sozialen Herausforderungen zu bewältigen, greifen viele nicht selten zu Alkohol und anderen Substanzen. Wenn die soziale Phobie länger anhält, kann dies im Kontext zu einer depressiven Störung oder zu Angstsymptomen führen. Dies verdeutlicht, dass, obwohl viele Menschen im Laufe ihres Lebens mit sozialen Herausforderungen konfrontiert werden, eine soziale Phobie stets ernst genommen und behandelt werden sollte. um schwerwiegendere Folgeerscheinungen zu vermeiden.
Die Auswirkungen der sozialen Phobie sind oft tiefgreifend und durchdringen viele Aspekte des Lebens. Die ständige Angst, im Mittelpunkt zu stehen, führt dazu, dass Betroffene nicht nur öffentliche Auftritte oder Gespräche meiden, sondern auch alltägliche Begegnungen, die für andere Menschen ganz normal erscheinen. Ein einfaches Gespräch mit dem Nachbarn oder ein Besuch bei Freunden kann für jemanden mit sozialer Phobie zu einer enormen Herausforderung werden. Die ständige Sorge, als unzureichend wahrgenommen zu werden, kann lähmend wirken und eine ausgeglichene Lebensführung erheblich beeinträchtigen.
Die inneren Konflikte sind oft von einer großen Traurigkeit und Frustration geprägt. Die Betroffenen sind sich bewusst, dass ihre Ängste irrational sind, doch das Wissen darüber hilft in der jeweiligen Situation nicht. Diese kognitive Dissonanz verstärkt das Gefühl der Isolation. Der Wunsch nach sozialen Kontakten bleibt bestehen, doch die Furcht vor Ablehnung oder Kritik steht im Weg. Daher finden sich viele Menschen in einem Teufelskreis wieder, in dem sich Angst und Vermeidung gegenseitig verstärken.
Es ist auch wichtig zu erkennen, dass soziale Phobie nicht nur auf spezifische Ereignisse beschränkt ist, sondern auch die allgemeine Lebensqualität beeinträchtigen kann. Die ständige Anspannung und das Gefühl, ständig auf der Hut sein zu müssen, führen zu einer chronischen Erschöpfung. Diese innere Unruhe kann sich auch auf das Selbstwertgefühl auswirken. Betroffene beginnen oft, sich selbst zu hinterfragen und ihre Fähigkeiten und Wertigkeiten in Frage zu stellen. Dieser Prozess kann zu einem niedrigeren Selbstwertgefühl und einem negativen Selbstbild führen, was die soziale Phobie weiter verstärkt.
Darüber hinaus kann sich die soziale Phobie in der Familie und im Freundeskreis bemerkbar machen. Menschen, die unter sozialer Phobie leiden, ziehen sich möglicherweise von geliebten Menschen zurück, was zu Missverständnissen und Spannungen führen kann. Freunde und Familie können oft nicht nachvollziehen, warum jemand, der in ihrer Gesellschaft unbesorgt und fröhlich ist, in anderen sozialen Kontexten derart leidet. Das Verständnis für die inneren Kämpfe dieser Personen kann somit eine große Herausforderung sein.
Die soziale Phobie ist eine komplexe und oft missverstandene Erkrankung, die das Leben der Betroffenen erheblich einschränken kann. Das Bewusstsein für diese Herausforderungen und die damit verbundenen Emotionen ist entscheidend, um Empathie zu fördern und das Verständnis für die Bedürfnisse derjenigen, die unter sozialer Phobie leiden, zu erhöhen.