Praxis für Angsttherapie & Achtsamkeit
Michael Bolte - Heilpraktiker für Psychotherapie
ANGST VOR KRANKHEITEN
Sich anhaltend mit der Möglichkeit zu beschäftigen, schwere körperliche Erkrankungen zu haben, kann sich langfristig in einer sogenannten Hypochondrie manifestieren. Hypochondrie ist eine Form der Angststörung, bei der betroffene Personen ständig besorgt sind, ernsthaft krank zu sein oder zu werden. Diese Ängste sind oft irrational, und die Betroffenen sind sich dessen bewusst, doch sie haben dennoch Schwierigkeiten, diese Gedanken zu kontrollieren.
Im Allgemeinen werden körperliche Empfindungen auf eine bestimmte Krankheit hin interpretiert. Dabei beziehen sich die ängstlichen Befürchtungen auf:
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Körperfunktionen: Hierzu zählen Symptome wie der Herzschlag, Verdauungsprobleme oder Belastungssymptome wie Schwitzen.
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Kleine körperliche Verletzungen oder Beschwerden: Dies kann ein zeitweiliger Husten, eine kleine Wunde oder eine Hautentzündung umfassen.
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Undefinierte körperliche Wahrnehmungen: Dazu gehören ziehende Schmerzen oder Nervenschmerzen, die oft nicht klar eingeordnet werden können.
Es ist wichtig zu beachten, dass es nicht unbedingt körperliche Symptome vorliegen müssen. Auch ohne aktuelle körperliche Beschwerden kann eine Angst vor Krankheiten bestehen, wie beispielsweise die Furcht vor einer Krebserkrankung oder einer anderen schwerwiegenden Krankheit. Diese ständige Beschäftigung mit möglichen Krankheiten führt oft zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität.
Es gibt verschiedene Auslöser für die Entwicklung von der Angst vor Krankheiten. Häufig beginnt es nach einer tatsächlichen Erkrankung, sei sie selbst durchlebt oder im Umfeld beobachtet. Ein schwerwiegender Krankheitsverlauf in der Familie oder im Freundeskreis kann zu einer erhöhten Wachsamkeit gegenüber den eigenen Körperfunktionen führen. In vielen Fällen spielt auch eine Kombination aus genetischen Faktoren und Erziehung eine Rolle. Menschen, die in einem Umfeld aufwachsen, in dem Krankheiten eine zentrale Rolle spielen, entwickeln zunehmend eine verstärkte Achtsamkeit gegenüber ihrem Körper und neigen dazu, harmlose Symptome als bedrohlich zu empfinden.
Darüber hinaus gibt es psychologische Erklärungen für die Entstehung von Hypochondrie. Ängstliche Menschen neigen dazu, negative Informationen über ihren Körper stärker zu verarbeiten. Sie richten ihre Aufmerksamkeit vermehrt auf körperliche Symptome und interpretieren diese als bedrohlich. Dies wird häufig durch Informationen aus dem Internet verstärkt, wo Symptome in Verbindung mit schwerwiegenden Krankheiten stehen. Solche Informationen können die Angst zusätzlich befeuern und zu einer ständigen Selbstüberwachung führen.
Eine unbehandelte Angst vor Krankheiten kann zu einem hohen Leidensdruck führen und das tägliche Leben massiv einschränken. Betroffene meiden unter Umständen soziale Kontakte, um sich vor vermeintlichen Krankheitserregern zu schützen. Diese Isolation kann schwerwiegende emotionale Folgen haben, da soziale Interaktionen oft eine wichtige Quelle des Wohlbefindens sind.
Die ständige Selbstüberwachung und wiederholte Arztbesuche können zu einer erheblichen Belastung werden – sowohl für die Betroffenen als auch für ihr Umfeld. Die Angst vor Krankheiten führt häufig zu einer übermäßigen Fokussierung auf den eigenen Körper, wodurch alltägliche Aktivitäten zunehmend als bedrohlich wahrgenommen werden.
Hinzu kommt, dass Krankheitsängste häufig mit anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen einhergehen. Diese Kombination kann zu einem Teufelskreis führen, in dem sich die Betroffenen immer mehr zurückziehen und ihre Ängste weiter verstärken. Es entsteht eine Spirale aus Angst, Vermeidung und Isolation, die schwer zu durchbrechen ist.
Ein zentrales Problem für viele Betroffene ist das mangelnde Vertrauen in ärztliche Diagnosen und Versicherungen. Oft fällt es ihnen schwer zu glauben, dass den körperlichen Symptomen keine ausreichende organische Ursache zugrunde liegt. Sorgfältige Untersuchungen und medizinische Ergebnisse beruhigen in der Regel nur kurzfristig. Nach kurzer Zeit kehrt die Angst vor Krankheit zurück, und es kommt häufig zu einem Arztwechsel oder es werden Ärzte verschiedener Fachrichtungen aufgesucht, da ein Gefühl entsteht, keine adäquate Behandlung zu finden.
Bei ärztlichen Untersuchungen werden häufig nur die körperlichen Beschwerden genannt, die aus Sicht der Betroffenen einer Abklärung bedürfen. Die dahinterliegenden Ängste und Befürchtungen, wie zum Beispiel die Angst, einen Tumor zu haben oder einen Herzinfarkt zu erleiden, werden oft erst durch weiteres Nachfragen zur Sprache gebracht. Die Beziehung zwischen Arzt und Patient kann daher nicht selten von Ärger und Frustration geprägt sein, da eine Überweisung zum Psychotherapeuten häufig den Eindruck vermittelt, dass die Ängste und Sorgen nicht ernst genug genommen werden.
Krankheitsängste sind eine ernstzunehmende Belastung, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen kann. Sie gehen oft mit einer intensiven Selbstbeobachtung und der Befürchtung schwerer Erkrankungen einher, selbst wenn keine organischen Ursachen vorliegen. Das Bewusstsein für diese Herausforderungen und ein besseres Verständnis für die Ängste von Betroffenen können dazu beitragen, das Stigma rund um Hypochondrie zu verringern und eine mitfühlende Gesprächsgrundlage zu schaffen.